1769 25. april - 1. maj

\A^o 1769.\

Farnesische Flora stehet, weilen selbige von recht guter Proportion ist, maβen

die Figur ohngefehr den 6^ten Theil von der Colonne hat, mithin in Ansehung der Proportion zum Muster dienen kan.

des Abends wieder nach London gekommen.

den 26^ten und zwar den ganzten Tag die Cathedral-Kirche zu S^t Paul überall besehen, so daβ sogar die öberste Kuppeln mit genommen sind.

In dem unteren Gewölbe findet sich des Bau-Meisters Grabmaal mit dieser

>Grabschrift des Bau-Meisters der Cathedral-Kirche S^t Pauli zu London.<

Inscription:

Subtuo conditur

hujus eclesiæ et Urbis Conditor,

Christoforus Wren

qui vixit annos ultra nonaginta,

non sibi, sed bono publico.

Lector, si monumentum requiris,

circomcumspice.

obiit XXV. Febr: Anno 1723.

Sie sind auch in allen unterirdischen Gängen gewesen.

den 27^ten verschiedene Abschieds-Visiten abgestaltet und des Mittags beÿm Envoÿe gespeiset, so ohnehin viele mahle geschehen ist.

den 28^ten des Morgens frühe von London abgereiset und des

Abends zu Dower eingetroffen.

den 29^ten hätten sie gleich Morgens über den Canal gehen wollen, es war aber

so stilles Wetter, niedriges Wasser und gar kein Wind, so daβ das Paquet Both nicht aus dem Hafen kommen konte. Solchemnach muβten sie sich wider ihren Willen daselbst verweilen, und nahmen also die Stadt, den Hafen und die Festung, so auf einen Felsen lieget, in Augenschein. Das Frauenzimmer daselbst ist wohl erschaffen. Wenn sie ausgehen, haben sie einen langen Scharlackenen Mantel an und allezeit einen Huth auf dem Kopfe, gleich wie in London gebräuchlich ist, sie sind auch gemeiniglich gute Reuter.

Des Nachmittags um 3.Uhr fing der Wind an zu blasen, worauf sie gleich an Bord gingen und mit einem guten streichenden Wind um 8 Uhr zu Calais anlangten.

den 30^ten des Morgens um 8 Uhr von Calais abgereiset, um 12 Uhr zu S^t Omer und

>Gehen von Calais über S^t Omer nach Rüssel.<

des Abends um 10 ¼ Uhr durch einen Umweg zu Lile oder Rüssel in Flandern eingetroffen, so wohl gereiset war. Sie muβten in der Vorstadt beliegen bleiben, weilen die Thore schon verschloβen waren.

den 1^ten Maji haben sie zuerst die Citadelle besehen, sie wurden beÿ dieser Gelegen-

heit von einem dazu commandirten Grenadier mit geschultertem Gewehre begleitet. Hierauf sahen sie das Regiment Lionnois paradiren und weiter eine Bataillon Cavallerie manöevriren. Sodann alle Kirchen durchgesehen, worinn sich ein theil gute Mahlereÿen finden. Le Carme de chauffée ist inwendig wohl gebauet. Das sogenannte generale Hospital ist ebenfals wohl gebauet. Es finden sich daselbst 2200. Menschen. Die Arbeits-Stuben, worinn gesticket und Spitzen mit mehrerem gemachet werden, wie auch die Schulen sind wohl zu mercken. Sonsten sind auch 4. groβe und 2 kleine Casernen da, ohne die in der Citadelle. die groβe Stadt-Pforte La Port de Mallade[1] ist gut. Es ist auch nöthig die Vorstadt à la Bon Avanturé[2] zu sehen.

des Nachmittags um 4. Uhr von Lile weggereiset und des Nachts um 2 Uhr zu

Pero[n]e angelanget. An diesem Orte mus der Postillion die Schildwache anruffen und der Reisenden Nahmen und Caractéer von sich geben, worauf solches dem

Gouverneürn gemeldet und darauf die Pforte eröfnet wird, für diese Mühewaltung genieβet die Schildwache ein paar Livres, nach dem die Personen sind. Es ist diese