1769 20.-22. april

\A^o 1769.\ und in der Bibliotheque ein Theil rare Manuscripten.

Darauf nach Kensington, einem Königl^en Land-Hauβe, worinn ein gros

Theil Zimmern sind. Es finden sich daselbst verschiedene Italiänische Mahlereÿen und darunter einige gute; Ferner einige Cartons von Italiänischen Meistern; Noch eine Gallerie mit 10 á 12. Königlⁿ Portraits von Natürlicher Gröβe, welche doch zum Theil nur mäβig sind.

In einem groβen Zimmer, so mit Italiänischen Mahlereÿen garniret ist, findet sich eine Zeichnung mit schwartzer Kreide vom Casanouva[1] gezeichnet zu Rom nachm Raphaële, welche die Resurrection vorstellet. Selbige ist von gleicher Gröβe mit dem Original, so zu Rom in S^t Pietro Montorio aufbewahret wird. Mit dieser Zeichnung war der Anfang schon gemacht, bevor der H^r Professor A^o 1758. von Rom wegreiste. der Mÿlord Baltimore[2] hat dem Könige damit ein Præsent gemachet.

Der dasige Garten ist sehr gros und champêter.

den 20^ten des Morgens von London abgereiset und des Abends zu Oxfurt

eingetroffen, so 59. Meilen sind. Keine Stadt kan mehr bequem zum studiren seÿn, als diese, da eine angenehme Stille durch die gantze Stadt regieret. Man bringet einen gantzen Tag hin, um 20. Collegia und verschiedene andre pompeüse Gebäude durchzugehen. Oben auf dem Coupel der runden Biblioteque[3] kan man alle Gebäude übersehen. König Christian der VII. haben Dero Nahmen in dem Bleÿe von einem der kleinen Couplen daselbst geschrieben und der Professor Wiedewelt seinen allerunterthänigst mit darunter. Die Stadt gleicht in vielerleÿ Absicht das alte Athen, wegen der angenehmen Ruhe und Stille. Siehe übrigens die Beschreibung dieser Stadt, sub Titulo: A Pocket Companion for Oxford etc: with Copper Plates. 1768 in 8^vo.

Der gröβte Theil der Gebäude ist Gothisch und verschiedene von guter Architectur das Theatrum[4], woselbsten disputirt wird, ist sehr wohl eingerichtet. Es ist sehr nöthig, einen guten Wegweiser zu haben, der einem überall herum führen kan, maβen die Collegia weitläuftig zerstreut liegen und in jedwedes etwas besonderes zu sehen ist.

Mons. Le Docteür Gosset[5] hat sie überall begleitet und viele Höflichkeit erwiesen.

den 21^ten den gantzen Tag mit Durchsehung der vorgedachten Collegiorum zugebracht und darauf des Abends nach Blenheim gereiset, so 6 Meilen von Oxford abgelegen ist. des Nachts zu Woodstock geschlafen.

den 22^ten des Morgens das Schlos Blenheim, dem Hertzog von Marlborough[6]

gehörig, besehen. das Gebäude ist gros und wohl gebauet, die Zimmern reich meüblirt und finden sich daselbst verschiedene gute Italiänische Mahlereÿen. Der Garten ist gros und darinn eine Natürliche Cascade, so guten Effect machet. Schöne Aussichten und verschiedene antique Statüen von Bronze,

welche über Copeÿen von den Originalien gegoβen worden, z.Ex le Lutteür, le Faune etc., sind auch hier.

In einem kleinen angenehmen Pavillon von Steinen, findet man folgendes

in der Frontispice:

APTEMIДI

AΓPIAI IAДI

OPEΣTIAДI.

Der Prospect beÿ der grossen Colonne, jenseits der Brücken, ist pompeüse. Die Statüe auf der Colonne stellet vor: le Duc[7] en Habité de Triumphateür Romains, welcher in der rechten Hand eine Victoire in die Höhe hält.

Die Colonne, wovon hier neben ein Abris folget, ist von Dorischer Ordnung und ohngefehr 10. fus im Diametro. Sie ist sonst von schöner Proportion, die Statüe aber etwas zu klein.